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AT-11 Nanoversity @ Technische Universität Graz

Organisationsform: Universitäten
Organisationsgröße: Große Organisationen (mehr als 250 Beschäftigte)
Aktionsfelder: Vereinbarkeit von Beruf/Karriere und Familie (Work-Life-Balance)
Schlagworte: Kinderversorgung und Pflege.
Kontakt:
Johanna Klostermann,
Gleichstellungsbeauftragte
klostermann@tugraz.at
www.tugraz.at

Kurzbeschreibung

Die Technische Universität Graz (TU Graz) konzipierte ein alters- und gruppenübergreifendes pädagogische Konzept für einen Kindergarten mit den zwei Schwerpunkten: Gender und Diversity sowie Naturwissenschaft und Technik. Im September 2011 wurde die „Nanoversity“ eröffnet. Sie beinhaltet insgesamt vier Kinderkrippen, zwei Kinderhäuser und eine Flexible Kinderbetreuung.

Ausführliche Beschreibung

Informationen über die Organisation

Die Technische Universität Graz wurde bereits 1811 gegründet. Heute besteht sie aus sieben Fakultäten: Architektur, Bauingenieurswissenschaft, Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften, Elektrotechnik und Informationstechnik, Technische Mathematik und Technische Physik, Technische Chemie, Verfahrenstechnik und Biotechnologie sowie Informatik. Insgesamt gibt es in etwa 12.000 Studierende (davon 21% Frauen) und an die 2.200 Mitarbeitende.

Motivation

Österreichs Universitäten sind gesetzlich verpflichtet, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen. Seit 2000 wird an der TU Graz Kinderbetreuung angeboten, seit 2005 eine flexible, speziell auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden abgestimmte. Als der Bedarf an Kinderbetreuung erhoben wurde, war dieser so groß, dass jeder Kinderbetreuungsplatz in etwa sieben Mal vergeben werden konnte. Daraufhin wurde ein Konzept für eine Kinderbetreuung entwickelt, wo Kinder sehen können, wie und woran ihre Eltern arbeiten. Gemeinsam mit einer lokalen Sozialeinrichtung wurde die „Nanoversity“ geplant und umgesetzt.

Beschreibung

Die TU Graz konzipierte ein speziell auf die Anforderungen der Universitätsbediensteten ausgerichtete Kinderbetreuung. Die Umsetzung des Projektes wurde ausgeschrieben und wird nun von einer lokalen Sozialorganisation umgesetzt. Mit September 2011 nahm die „Nanoversity“ ihren Betrieb auf. Sie besteht aus vier Kinderkrippen, zwei Kinderhäusern und einer flexiblen Kinderbetreuung. Zumindest ein Elternteil muss an der TU Graz beschäftigt sein, damit Kinder das Betreuungsangebot in Anspruch nehmen können. Über 30 qualifizierte Pädagoginnen und Pädagogen sowie Betreuerinnen und Betreuer werden die Kinder ab 0 Jahre und Jugendliche bis zum Ende der Pflichtschulzeit betreuen und begleiten. Als Betreuungsform wurde von der TU Graz ein Ganzjahresbetrieb gewählt.

Das alters- und gruppenübergreifende pädagogische Konzept beinhaltet zwei Schwerpunkte: Gender und Diversity und Naturwissenschaft und Technik. Diese sollen im ganzen Haus spür- und spielbar gemacht werden, unter anderem mit einem „Marie-Curie-Zimmer“, einem Forschungslabor bzw. einer Werkstatt für Klein und Groß sowie dementsprechende Spezialeinrichtungsgegenstände und Materialien, die den Kindern und Jugendlichen auch in den Gruppenräumen zur Verfügung stehen. Den Kindern und Jugendlichen soll die Möglichkeit geboten werden, frei nach ihren Interessen und Talenten zu agieren und sich individuell, ohne Zuschreibung von Geschlechtsrollen oder anderen stereotypen Vorstellungen eingeengt, zu entfalten. Beispielsweise wurde die zu Verfügung stehende Literatur nach Gender-Aspekten ausgewählt. Es wird ebenfalls versucht, keine Rollenstereotypen zu bedienen. Somit gibt es z.B. auch keine „Bauecke“ sowie keine „Puppenecke“.

© TU Graz

Die Kosten für die Kinderbetreuung bewegen sich bei rund einer Million Euro pro Jahr. Für das Kinderhaus wurden 6,5 Millionen EUR Baukosten und 300.000 EUR für die Einrichtung und Gartengestaltung budgetiert. Die Baukosten wurden von der Bundesimmobiliengesellschaft übernommen und die TU Graz bezahlt Miete. Die Einrichtung und die Gartengestaltung übernimmt ebenfalls die Universität.

© TU Graz

Implementierung

Die Öffnungszeiten wurden dem Bedarf der Betreuungszeiten der Eltern angepasst und sollen auch in den kommenden Betreuungsjahren je nach Wunsch der Eltern flexibel gestaltbar bleiben.

Maßgebliche Akteurinnen für das Projekt sind zwei Mitarbeiterinnen aus dem Büro für Gleichstellung und Frauenförderung

Zwei wichtige Schritte zur erfolgreichen Konzeption der „Nanoversity“ waren die Vorerfahrungen mit Kinderbetreuung sowie die Bedarfserhebung.

Eine Schwierigkeit bei der Konzeption der „Nanoversity“ lag darin, die Auflagen des Landes bezüglich der Anzahl an Quadratmetern Grünfläche zu erfüllen, die für jedes Kind in einem Kindergarten zur Verfügung stehen muss. Zu bedenken ist dabei, dass die Grundpreise im Umkreis der Universität dementsprechend hoch sind. Die Auflage konnte schlussendlich nur knapp erfüllt werden.

Effekt und Nutzen

  • Insgesamt werden bis zu 120 Kinder von Bediensteten und Studierenden der TU Graz die Einrichtung nützen können.

  • Der Frauenanteil im wissenschaftlichen Bereich hat sich von 2000 mit 22% auf 2011 mit 27% erhöht. Der Ausbau der betriebliche Kinderbetreuung hat dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet.

  • Die Karenzzeit hat sich verkürzt auf ein Jahr. Danach wird im Normalfall eine Teilzeitbeschäftigung gewählt und die betriebliche Kinderbetreuung in Anspruch genommen.

  • Die „Nanouniversität“ wurde bereits als Vorzeigeprojekt in regionalen Medien vorgestellt.

  • Die TU Graz reicht das Projekt für die Auszeichnung zum familienfreundlichen Betrieb 2012 ein.

Top Tipps

  • Vor der Einrichtung einer betrieblichen Kinderbetreuung (Kindergarten) sollte der Bedarf an Betreuungsplätzen erhoben werden.

  • Die Berufsbilder der Eltern sollten im pädagogischen Konzept einer betrieblichen Kinderbetreuung thematisiert werden. So können sich Kinder mehr darunter vorstellen, woran und wie die Elternteile arbeiten.

  • Damit die Umsetzung schnell vorangeht, braucht es Druck und den Einsatz aller dafür wichtigen Netzwerke.

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