Kurzbeschreibung

Die Technische Universität München richtete 2008 als eine der ersten deutschen Universitäten eine Servicestelle für Doppelkarrierepaare ein: das Munich Dual Career Office (MDCO). Das MDCO richtet sich an Partner/innen von hochqualifiziertem Personal der TUM und der beteiligten Netzwerkpartner (22 Unternehmen und Forschungseinrichtungen in der Metropolregion München). Als Baustein innovativen Recruitings stellt das MDCO eine umfassende Palette professioneller Unterstützungsangebote zur Verfügung.

Ausführliche Beschreibung

Informationen über die Organisation

Die Technische Universität München (TUM, 1868 gegründet) bietet 133 überwiegend technische Studiengänge an 13 Fakultäten und gehört damit zu den neun größten technischen Universitäten Deutschlands. Mit ihrem Konzept „TUM. The Entrepreneurial University“ überzeugt die TUM 2006 in der bundesweiten Exzellenzinitiative. An der TUM waren 2011 rund 31.023 Studierende immatrikuliert, rund ein Drittel weiblich, und 9.000 Mitarbeitende beschäftigt. Rund 5.700 Beschäftigte waren 2010 im wissenschaftlichen Bereich tätig. Der Frauenanteil an den 500 Professuren betrug 14%, bei sonstigen Wissenschaftler/innen ein Drittel.

Motivation

Der Anteil der Doppelkarrierepaare unter Nachwuchswissenschaftlern/innen steigt. Gerade bei internationalen Wissenschaftlern/innen ist es daher wichtig, den Partner/innen des angeworbenen Personals Perspektiven zu eröffnen. Die TU München versprach sich daher durch die Einrichtung eines Dual Career Office, folgende Ziele zu erreichen:

• Rekrutierung und Bindung der besten Wissenschaftlern/innen:Durch den Dual Career Service und den Ausbau entsprechender Rahmenbedingungen insbesondere für Frauen sollten Wettbewerbsvorteile bei der Gewinnung internationaler Spitzenwissenschaftler/innen entstehen. Auch die Bindung internationaler Leistungseliten sollte positiv beeinflusst werden.

• Netzwerk in der Metropolregion: Das Munich Dual Career Office (MDCO) verfolgte den Aufbau eines Kooperations-Netzwerks mit renommierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Münchener Raum, die ebenso weltweit rekrutieren und in der Unterstützung von Doppelkarrierepaaren im Netzwerk einen erfolgversprechenden Weg sehen.

• Optimale Bedingungen für exzellente Forschung: Die Services und Strukturen zur besseren Integration von beruflichen und familiären Belangen der Beschäftigten sollten ausgebaut und kommuniziert werden, um einen optimalen Rahmen für exzellente Leistungen in der Wissenschaft zu schaffen.

Beschreibung

Die TU München (TUM) gründete das MDCO im Januar 2008. Die Angebote des Munich Dual Career Office (MDCO) richten sich an die Partner/innen von hochqualifiziertem Personal, welches a) einen Ruf an die TUM, b) ein Angebot für die Besetzung einer wissenschaftlichen Nachwuchs- oder Wissenschaftsmanagementstelle oder c) eine Stelle an einer/einem der beteiligten außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Unternehmen bzw. Hochschulen oder Institute erhalten hat oder d) an der TUM bzw. bei einem Netzwerkpartner dringend gehalten werden soll. Der Zielgruppe stehen vielfältige Unterstützungsangebote offen:

• Bei der Stellensuche: u. a. Information und Beratung zum regionalen Stellenmarkt und Gehältern, Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb der TUM und bei Kooperationspartnern, Beratung bei Bewerbungen sowie bei Qualifizierungs-, Weiterbildungs- und Fördermöglichkeiten, umfassende Unterstützung beim Aufbau eines beruflichen Netzwerks

• Zur raschen Integration in München: Kinderbetreuung, Immobilienmarkt, Housing, Visa, Kontaktbildung in der Scientific Community und Kommunikation.

Das MCDO sorgt als hoch vernetzte Servicestelle für eine zügige Integration des neuen Personals und der direkten Familienangehörigen in das inner- und außeruniversitäre Umfeld. Damit wird bei Rekrutierungsprozessen der Übernahme von gesellschaftlich-sozialer Verantwortung eine hohe Bedeutung gegeben.

Die finanziellen Mittel für das MDCO werden wie folgt verwendet:

• 50% für die Leitung (Vollzeitstelle; Strategie- und Konzeptentwicklung, Beratung der Wissenschafts-Community, wissenschaftliche Auswertung, Präsentationen auf Konferenzen, Netzwerk-Pflege)

• 40% für die Teamassistenz (Vollzeitstelle; Administration, Organisation, Betreuung einzelner (Post-) Doktoranden/innen)

• 10% für sonstige Ausgaben (eine studentische Hilfskraft (40h/Monat), Öffentlichkeitsarbeit, Büroausstattung, Fortbildung, Geschäftsreisen, Veranstaltungen)

Implementierung

Das MDCO ist Bestandteil des Zukunftskonzepts der TUM (2006). Es ist europaweit eines der ersten seiner Art und wurde basierend auf den Erfahrungen von Hochschulen aus dem internationalen Kontext konzeptualisiert (insb. ETH Zürich als Benchmark). Das MDCO ist fester Bestandteil des Faculty Recruiting (Team des Berufungsbereichs) der TUM. Als Alleinstellungsmerkmal im bundesweiten Vergleich gilt vor allem das fundierte Netzwerk mit Industriepartnern.

Welche Faktoren trugen zum Erfolg des MDCO bei und wirken nachhaltig? Schritte der Implementierung

1. Eine starke Vernetzung war und ist bedeutend, um interne Kontakte aufzubauen und externe Kooperationspartner für das Netzwerk zu gewinnen. Das Netzwerk wuchs sukzessive und umfasst nach dreieinhalb Jahren 24 außeruniversitäre Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft. Mit den Kooperationspartnern gibt es seit Beginn halbjährige Strategietreffen. Darüber hinaus organisiert das Netzwerk Netzwerkevents und Konferenzen und publiziert gemeinsam. Der besondere Zugang zu Unternehmen war erfolgsentscheidend.

2. Die Positionierung und (interne) Einbindung des MDCO, basierend auf der engen Abstimmung und Kooperation mit Verwaltung, zentralen Services, Leitung der Personalabteilung und Vertretern/innen der Partnerinstitutionen im Raum München. Intern wurde das MDCO strategisch in den Berufungs- und Rekrutierungsprozess (z.B. in Stellenausschreibungen, Außenwerbung der TU München) eingebunden. Alle Fakultäten und zentralen Stellen wurden informiert; eine Webseite sowie weiteres Öffentlichkeitsmaterial erstellt und kontinuierlich dem geschärften Konzept angepasst. Ein wichtiger Meilenstein war die Entwicklung eines Verfahrensweges zum Umgang mit Doppelkarrierepaaren gemeinsam mit der Personalabteilung.

3. Wichtige Akteure: Verantwortlich für die Implementierung waren das Präsidium der TUM, der TUM-Planungsstab der Exzellenzinitiative und Berufungsreferenten/innen. Operativ und konzeptionell verantwortlich war bzw. ist die Leiterin des MDCO. Die Netzwerkpartner fungierten als Beraterteam innerhalb der konzeptionellen Weiterentwicklung.

4. Rasche interne wie externe Akzeptanz, die durch Beratungserfolge bzw. erfolgreiche Berufungen, Rekrutierungen und Personalbindung sowie Veranstaltungen, Medienbeiträge, Auszeichnungen und internationale Mitgliedschaften entstand. Als erfolgsentscheidend wird insbesondere die starke Unterstützung und Förderung durch das Hochschulpräsidium gesehen.

Als Hindernis bei der Einführung des MDCO können generelle Ressentiments gegenüber Dual Career Unterstützung wie auch der in Deutschland relativ geringe Bekanntheitsgrad als professionelles Instrument der Personalrekrutierung und –Bindung genannt werden.

Effekt und Nutzen

Vier Jahre nach der MDCO-Gründung wurden 293 Anfragen bearbeitet:

• Unterstützungsleistung: 232 Anfragen waren auf die Stellensuche bezogen, wovon bereits 187 abgeschlossen wurden (in 125 Fällen kam die berufliche Perspektive direkt durch MDCO-Leistungen). In Bezug auf die Integration konnten von 62 Anfragen bereits 42 erfolgreich gelöst werden.

• Nutzen für Frauen - 1. Partnerinnen: Rund 80% der Anfragen stammten von Frauen, die als Partnerinnen nach München kamen und z.T. attraktive berufliche Perspektiven erhielten. 2. Wissenschaftlerinnen: Männliche Partner sind tendenziell weniger bereit, mit ihrer Partnerin umzuziehen und dafür einen Bruch in der eigenen Karriere hinzunehmen. Bei den beratenen Männern (20%) konnte in entsprechenden Fällen durch das MDCO gegengesteuert werden, was eine besonders positive Resonanz bei Berufungsverhandlungen bzw. Einstellungsgesprächen von Professorinnen bzw. Wissenschaftlerinnen bewirkte.

• Evaluation: Seit Januar 2010 werden intensive Beratungen regelmäßig evaluiert - alle würden ihn weiterempfehlen und viele gaben an, dass die Services des MDCO einen starken Einfluss auf die Annahme eines Rufes bzw. einer Stelle hatten.

• Steigerung der Internationalität: Von den angeworbenen Wissenschaftlern/innen stammten 50% aus Deutschland, 50% aus dem Ausland (USA 18%, UK 6%, sonstige 26%). Der Anteil von Ausländer/innen an Promotionen und Habilitationen liegt universitätsweit bei 15%.

• Kooperationsanfragen, Reputation und Medieninteresse: Seit 2010 fragen Unternehmen verstärkt nach einer Mitgliedschaft im Netzwerk an; zuvor wurden diese hauptsächlich durch intensive Öffentlichkeitsarbeit erreicht. Das MDCO erhielt ein hohes Medieninteresse und Auszeichnungen als Good Practice (GeCo Toolkit, Datenbank GENDERA, DFG-Instrumentenkasten). Darüber hinaus ist die Koordinatorin gefragte Referentin für themenrelevante Konferenzen und Beraterin zum Aufbau von DC-Netzwerken. Das MDCO ist Gründungsmitglied des Dual Career Netzwerk Deutschland. Die Koordinatorin fungiert als Sprecherin.

Top Tipps

• Gut vernetzen: stabile Netzwerkkontakte zu Entscheidungsträgern zwecks internen Kontaktaufbau und Akquirieren von Kooperationspartnern bilden!

• Interne (und externe) Unterstützung sichern - das Commitment der Leitung ist erfolgsentscheidend!

• Professionelle, schnelle, flexible und zuverlässige Bearbeitung der individuellen Anforderungen - hohe Dienstleistungs-/Serviceorientierung bieten.

• Vorteile für alle Beteiligten generieren: das MDCO dient den beteiligten Netzwerkpartnern als Rekrutierungsinstrument von Top-Talenten und als Personalmarketinginstrument

• Zugriff auf Führungspositionen für Partner/innen sichern, die den Arbeitsort nur bei Vorhandensein einer aussichtsreichen beruflichen Perspektive wechseln. Ansprech- bzw. Wirtschaftspartner gezielt kontaktieren und Profile von Bewerbern/innen nur passgenau weiterleiten

• Unternehmerisches und innovatives Auftreten, insbesondere im Umgang mit externen Organisationen

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